Die Käserei in der Vehfreude
Franz Schnyder, Switzerland, 1958o
In Vehfreude, an Emmental farming village of the 19th century, the farmers set up a joint cheese dairy based on the model of the neighbouring villages, which already earn good money with it. Greed puts a spoke in their wheel: The cunning majority of the cooperative members delivers stretched milk and brings the women up against themselves, from whom they withdrew the milk for their own use. The business desasters are lining up as they try to get rid of the cheeses of inferior quality. At the same time, the son of the cooperative chairman gets entangled in a confusion of loves that is fuelled by the shadiest characters in the village.
Man sollte diese Mischung aus Heimatfilm und Gesellschaftssatire nach dem bewährten Rezept von Franz Schnyders Gotthelf-Verfilmungen der fünfziger und frühen sechziger Jahre nicht allzu ernst nehmen, dann ist sie ein grundsolides Vergnügen. Die Umtriebigkeit von Regie und Figuren sorgt für unterhaltsame Umschwünge am Laufmeter, die Sozialkritik von Pfarrer Gotthelf kommt als burschikoses Volkstheater daher, die grandiose Landschaftskulisse ist so schön, dass es wehtut, und das Bild der handzahmen jungen Frauen und Männer anno 1850 alias 1958 ist allein schon Grund für Heiterkeit. Schnyder war unter den Regisseuren des sogenannt alten Schweizer Films vielleicht derjenige mit dem besten Gespür für die Kamera und filmische Action. Im Schatten der gewaltigen Emmentaler Vordächer wieseln geschaffige Frauen, heimlich Verliebte und heimlifeisse Intriganten herum, die Dorfschlägerei auf dem Langnauer Markt reizt spektakluär die Klischees aus, und der Zweikampf zwischen "matinee idol" Franz Matter und Bösewicht Max Haufler auf zwei rasenden Pferdekutschen variiert das Wagenrennen in Ben Hur so ungeniert wie selbstbewusst provinziell.
Andreas FurlerDeftige Dialoge, viel Humor – oft auf Kosten von Ruedi Walter als Peterli und seinem Rääf von Frau (Margrit Rainer als Amateurhexe) – sowie ein Schuss Gesellschaftskritik machen Die Käserei in der Vehfreude zu einem der zeitlos vergnüglichsten aller klassischen Schweizer Filme. (Auszug)
Michel Bodmer