Jazz on a Summer's Day
Bert Stern, Aram Avakian, USA, 1959o
In 1958, photographer Bert Stern and his crew documented not only the performances of legends such as Louis Armstrong, Thelonius Monk, Chuck Berry, and Dinah Washington at the fifth Newport Jazz Festival, but also the peacefully mixed audience and relaxed life in the small town on the US East Coast during a long summer day that lasted well into the night. This unique historical document was added to the National Heritage Collection by the Library of Congress in 1999. – Restored version.
Natürlich sieht man sich diesen wunderbar restaurierten Klassiker des Konzertfilms vor allem an, weil darin Legenden wie Louis Armstrong, Dinah Washington, Mahalia Jackson oder Chuck Berry teils fantastische Auftritte haben. Doch Jazz on a Summer’s Day, 1958 am jungen Jazzfestival von Newport vom 28-jährigen Fotografen Bert Stern mit einer Minicrew aufgenommen, ist auch eine Zeitkapsel. Sterns Blicke ins Publikum und in die Kleinstadt auf der Ferieninsel Rhode Island lassen die späten Fünfzigerjahre mit ihren Caprihosen und Mokassins, schmalen Krawatten und Revers unter noch makellosen Frisuren auferstehen. Vor allem aber: Junge, Ältere und Alte jeder Hautfarbe sitzen, schäkern und tanzen friedlich vereint, schauen bald aufgekratzt, bald gebannt und vorwiegend tiefenentspannt zu, wie die angejahrten Könige des Swings auf die neuen Beboper und Rock’n’Roller treffen und die Königinnen des Jazz, Gospel und Blues allen die Show stehlen. Doch vor und auf der Bühne nie ein Anflug von Neid, nur Grosszügigkeit, Optimismus und Lebensfreude: Jazz on a Summer’s Day ist eine Utopie, McCarthy war weg, Vietnam noch nicht da. Jedes Bild atmet diesen Moment der Freiheit, in dem Amerika noch an seine Unschuld glaubte, und die frei swingende Montage erprobt, was alles möglich ist. Natürlich kams anders. Stern wurde vier Jahre später weltberühmt für seine letzte Fotosession mit Marilyn Monroe kurz vor ihrem Tod. Sein einziger Film aber, 1999 ins Kulturerbe der Library of Congress aufgenommen, ist sein Vermächtnis.
Andreas Furler