Quand vient l'automne
François Ozon, France, 2024o
Michelle, a doting grandmother, lives in peaceful retirement in a small village in Burgundy, not far from her best friend Marie-Claude. On All Saints' Day, her daughter Valérie comes to visit her and drop off her son Lucas for the week's vacation. But nothing goes according to plan.
François Truffaut sagte einmal, dass man einen neuen Film immer im Vergleich zum vorherigen dreht. Als er diesen Satz formulierte, dachte er sicherlich auch an das Werk von Hitchcock, das er sehr gut kannte, und gewiss nicht an jenes von François Ozon, der damals noch in den Windeln war. Heute springt das Hitchcock-Temperament des Lieblings des französischen Kinos ins Auge, wenn man seine beiden jüngsten Spielfilme Mon Crime und Quand vient l'automne vergleicht. Mit seiner Figur einer Schauspielerin, die zu Unrecht des Mordes an einem Produzenten beschuldigt wird, greift der erste Film Hitchcocks The Wrong Man im Stil einer Vaudeville-Komödie auf. Mit seiner Amoralität und seinen Herbstfarben erinnert der zweite an The Trouble with Harry. Die beiden Filme sind in Hitchcocks Filmografie durch The Man Who Knew too Much voneinander getrennt. Der Mann, der zu viel wusste: Gibt es eine bessere Definition für François Ozon? Der Regisseur versteht sein Handwerk zu gut, um seine Filme zu verfehlen, aber sein fast schon industrielles Produktionstempo reduziert ihn auf die Rolle eines versierten Handwerkers. Nachdem Mon crime von zwei Komplizen eines Verbrechens handelte, das nicht stattgefunden hat, erzählt der Regisseur nun von der Freundschaft zweier Frauen, die Komplizinnen eines anderen Verbrechens sind: Michelle versucht, ihre Tochter mit giftigen Pilzen zu ermorden, aber es ist der Sohn ihrer Freundin Marie-Claude, der sie versehentlich tötet. Alle vebergen ihre Missetaten voreinander und profitieren davon. Man würde eine wunderbare Zeit auf dem Land in Gesellschaft dieser sympathisch amoralischen Figuren verbringen, wenn der Film nicht so viele Erzählstränge miteinander verknüpfen würde. Ein solides Saisongericht – nur schade, dass der Koch so viele Zutaten hineingetan hat.
Émilien Gür