Conclave
Edward Berger, UK, USA, 2024o
After the unexpected death of the Pope, Cardinal Lawrence is tasked with managing the covert and ancient ritual of electing a new one. Sequestered in the Vatican with the Catholic Church’s most powerful leaders until the process is complete, Lawrence finds himself at the center of a conspiracy that could lead to its downfall.
Die Quintessenz der katholischen Kirche ist die Macht. Der Glaube ist bloss das Vehikel, über das diese Macht ausgeübt und verwaltet, will sagen: in Politik übersetzt wird. Aus diesem Grund sind Filme über das Zentrum dieser Macht, den Vatikan, meist Politthriller, so auch Conclave nach dem Roman von Robert Harris. Ralph Fiennes spielt den Kardinal, der nach dem Tod eines Papstes das besagte Konklave leiten muss, aus dem nach Tagen der Rituale und Ranküne der neue Papst hervorgehen wird. Zwei durchtriebene Traditionalisten konkurrieren dabei mit dem ersten Afrikaner und einem forschen Reformer, alle schmieden mit wechselndem Glück Allianzen und haben gute gehütete Geheimnisse, eine bislang folgsame Nonne (Isabella Rossellini) weiss um eines davon. Und natürlich hat Fiennes als ehrlicher Makler und Zweifler die Rolle des heimlichen Jokers inne. Die Rolle ist dem grossen Haderer auf den Leib geschnitten, Stanley Tucci, John Lithgow und Sergio Castellitto verkörpern die Alphatiere im Haifischbecken ebenso bestechend. Regie führt Edward Berger, der schon mit seinem Weltkriegs-Epos Im Westen nichts Neues gezeigt hat, dass er Spannung, Spektakel und etwas tiefere Fragen auszubalancieren weiss. In Conclave geraten ihm die Inszenierung der gravitätischen Rituale und einzelne Showeffekte, so ein Terroranschlag, der wenig zur Handlung beiträgt, bisweilen zu breit, doch das Intrigenspiel ist bis auf das überzogene Ende, das dem genderbesessenen Zeitgeist huldigt, grundsolide gebaut. Die einfache Menschlichkeit und dialogische Raffinesse des letzten grossen Papstfilms, The Two Popes, kommen zwar nicht in Reichweite, doch vielleicht hat auch das seine Richtigkeit: Auch der theologische Tiefsinn ist bei der Kurie in der Regel ja nur die geistliche Fassade eher weltlicher Interessen.
Andreas Furler