Reading Lolita in Tehran

Eran Riklis, Israel, Italy, 2024o

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As Islamic morality squads stage arbitrary raids in Tehran and as fundamentalists seize hold of the universities, Azar Nafisi, an inspired teacher, secretly gathers six of her most committed female students to read forbidden western classics. Unaccustomed to being asked to speak their minds, they soon removed their veils, their stories intertwining with the novels they read: just like the heroines of Nabokov, F. Scott Fitzgerald, Henry James or Jane Austen, the women in Nafisi’s living room dare to dream, hope and love as we experience the complexity of the lives of individuals facing political, moral and personal siege.

Manchmal möchte man auch einen mittelmässigen Film nicht missen, und sei es nur, weil er mit der plastischen Unmittelbarkeit des Kinos vor Augen führt, was man im Prinzip seit Jahr und Tag weiss. Es geht um die Unterdrückung der Frauen im Iran, wie sie die exilierte iranische Literaturdozentin Asa Nafisi in ihrem 2003 publizierten Erinnerungsbuch Reading Lolita in Tehran beschrieben hat, das in 32 Sprachen übersetzt wurde. Wie das Buch beginnt der Film 1979 nach dem Sturz des Schahs mit der hoffnungsvollen Rückkehr Nafisis und ihres Manns in ihr Heimatland und führt die Heldin schnell zur ernüchternden Einsicht, dass sich englischsprachige Literatur in der islamischen Republik nicht mehr an der Uni unterrichten lässt, weil sie nur noch als Ausdruck westlicher Dekadenz gilt und pseudo-studentische Revolutionswächter jede Diskussion darüber abwürgen. Mit sechs Studentinnen zieht Nafisi deshalb Lektüreseminare zu «Lolita», «The Great Gatsby» & Co. in ihrer Wohnung auf und diskutiert die Klassiker als Hort der geistigen Freiheit. Dass diese Debatten im Vergleich zum Buch rudimentär ausfallen, versteht sich von selbst, allerdings übertreibts der Film mit der Popularisierung: Die Bücher sind reine Stichwortgeber, Nafisis Jüngerinnen deklamieren ähnlich thesenhaft darüber wie ihre bornierten männlichen Gegenspieler und gewinnen dabei wenig Profil. Lebensklug, schauspielerisch souverän (und so schön wie eh und je) ist immerhin Golshifteh Farahani als Nafisi, berührend das Ringen ihrer Figur mit dem Gedanken an ein erneutes Exil. Am stärksten aber sind die Passagen über die Terrorisierung der Frauen. Letztere folgt konsequent der totalitären Steigerung von der Gängelung über die Einschüchterung bis zu psychischer und physischer Folter, auf dass sich die Schere in den Köpfen festsetze. Der Film deutet diese Dauerherrschaft des Schreckens nur an, doch das reicht vollauf. Man kommt aus dem Kino und möchte schon aus prinzipiellen Gründen sofort die nächste Buchhandlung ansteuern.

Andreas Furler

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Movie Datao

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Lire Lolita à Téhéran FR
Genre
Drama
Running time
108 Min.
Original languages
English, Farsi
Ratings
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ØYour rating6.3/10
IMDB user:
6.3 (547)
Cinefile-User:
< 3 votes
Critics:
< 3 votes

Cast & Crewo

Golshifteh FarahaniAzar Nafisi
Zar Amir EbrahimiSanaz
Mina KavaniNassrin
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